Konkurrenz
Eine Frage, die in den letzten Jahren vermehrt gestellt wird, ist: Stellen Honigbienen eine Konkurrenz für Wildbienen dar und verdrängen diese sogar? Die Antwort hierauf fällt differenziert aus. Denn zum einen wurde nachgewiesen, dass eine gewisse Konkurrenz nicht schaden muss und insbesondere für die Pflanzen (und ggf. den Landwirt) von Vorteil sein kann: Manche Wildbienenarten fliegen schon bei geringeren Temperaturen oder geringerem Lichteinfall aus als Honigbienen. Auf diese Weise erreichen sie die Blüten vor diesen. Für die Pflanze (und den Landwirt) hat das Vorteile: Die Wahrscheinlichkeit bestäubt zu werden erhöht sich. Ist das Nahrungsangebot dann auch noch reichlich, wird es auch nicht zu einer Verdrängung der Wildbienen durch die Honigbienen kommen. Mindestens genauso wichtig wie ein reichliches Angebot ist aber auch ein vielfältiges Angebot. Denn Honigbienen sind blütenstet, d.h. sie fliegen zunächst immer wieder die Pflanzen nur einer Familie an, solange diese blühen. Und solange ignorieren sie andere Blütenangebote, an denen sich dann die Wildbienen gütlich tun können. Aber: In Bereichen, die entweder über kein vielfältiges Angebot verfügen (Monokulturen), oder in denen verfügbare Nahrungspflanzen generell Mangelware sind (z.B. Kalkmagerrasen, kleinflächige Sandheiden), kann es durchaus dazu kommen, dass einzelne Wildbienenarten von Honigbienen vertrieben werden oder lokal aussterben. Das betrifft insbesondere oligolektische Arten, also solche, die auf nur eine Pflanzengattung oder sogar nur eine Pflanzenart spezialisiert sind. Umgekehrt kommt es jedoch nicht zu einer Verdrängung. So wurde beispielsweise festgestellt, dass Mauerbienen – eine Wildbienenart, die auch vermehrt zur Bestäubung eingesetzt wird – Honigbienen auf der Blüte ausweichen. In Naturschutzgebieten und deren unmittelbarer Umgebung sollte vom Aufstellen von Honigbienenvölkern abgesehen werden, da sie wichtige Rückzugsgebiete für seltene und spezialisierte Wildbienenarten darstellen.