Wildbiene des Monats März 2019: Die Rote Fingerkraut-Sandbiene
//
Wildbiene des Monats März 2019: Rote Fingerkraut-Sandbiene (Andrena potentillae, PANZER 1809)
Sie fliegen wieder! Neben den robusten Hummeln und den wenigen Pelz-, Seiden- und Mauerbienen-Arten sind auch im März schon Sandbienen-Arten auf der Suche nach Nektar und Pollen. Eine von Ihnen ist unsere Wildbiene des Monats März 2019 – die Rote Fingerkraut-Sandbiene (Andrena potentillae).
Diese Wildbienen-Art ist äußerlich anhand ihrer Rotfärbung der Hinterleibssegmente gut zu erkennen, worauf sich auch ihre deutsche Namensbezeichnung bezieht. Die weißliche Behaarung der schwarz gefärbten Biene ist bei den Männchen deutlich ausgeprägter als bei den Weibchen. Insbesondere auf dem Kopf, hier besonders am Clypeus (Kopfschild) und am Thorax (Brust) sind die männlichen Vertreter insgesamt stärker behaart als ihre weiblichen Artgenossen. Die Fußglieder der Weibchen sind bräunlich bis orangefarbig und dadurch von den Männchen äußerlich zu unterscheiden. Mit einer Größe von maximal 7 Millimeter gehört sie zu den eher kleinen Bienenarten in unsere Breiten.
Die Rote Fingerkraut-Sandbiene ist von Frankreich bis Kasachstan zu finden. Ihre nördliche Ausdehnung erstreckt sich in einer Linie von Belgien bis Litauen. Im Süden gibt es Nachweise, die bis nach Kroatien und Rumänien reichen. In Deutschland ist ihre Verbreitung auf die südlichen Bundesländer, jenseits der Mittelgebirgsschwelle und auf vereinzelte Funde im Nordosten der Republik beschränkt (Siehe Verbreitungskarte). Als Vertreterin der Offenlandschaften ist die Rote Fingerkraut-Sandbiene auf Magerrasen mit sandigen, kalkigen oder vulkanischen Substraten als Lebensraum angewiesen. Zudem finden sich weitere Habitate an trockenwarmen Standorten wie Sand-, Kies- oder Lehmgruben. Stickstoffüberschüsse durch die intensive Zufuhr industrieller Düngemittel, die zu einer Vergrasung und Verbuschung führen und die Zuschüttung von stillgelegten Abbaugruben zerstören den Lebensraum dieser Art. Dieser Tatbestand begründet unter anderem auch die starke Gefährdung der Roten Fingerkraut-Sandbiene (Andrena potentillae).
Ihre Nester baut die Sandbiene im Boden. Hier legt sie selbstgegrabene Brutgänge in sandigen oder lehmigen Substraten an. Dabei nistet sie einzeln oder auch in kleinen Kolonien. Ihrem Brutgeschäft geht sie ab Mitte März nach, wobei sich ihre Flugzeit in einer Generation (univoltin) bis Ende Mai erstreckt.
Die „Frühjahrsbotin“ ist bei ihrer Nahrungssuche sehr wählerisch und somit als Pollenspezialistin (oligolektirsch) zu bezeichnen. Biene und Pflanze haben eine sehr enge Verbindung und stehen in Abhängigkeit zueinander. Ausschließlich Blütenpflanzen der Familie der Rosengewächse (Rosaceae) werden besucht. Dabei sind Vertreter der Gatttung der Fingerkräuter (Potentilla neumanniana, P. heptaphylla, P. arenaria) ihre Hauptpollenquellen. Das hat in der Wissenschaft auch dazu geführt, dass sie diese Artbezeichnung (potentillae) erhielt.
Gelegentlich wurde die Rote Fingerkraut-Sandbiene zur Nektaraufnahme auch an Wald-Erdbeere (Fragaria) und Ehrenpreis (Veronica) nachgewiesen.
Ihrem Äußeren nach lässt sich unsere Wildbiene des Monats mit der Roten Ehrenpreis-Sandbiene (Andrena labiata) verwechseln. Diese Wildbienenart bevorzugt jedoch anderen Pflanzenarten und fliegt bis in den Juni hinein. Als Kuckucksbiene wird die Stumpfdorn-Wespenbiene (Nomada guttulata) vermutet, welche ebenfalls bei Andrena labiata parasitiert.
Literatur
Amiet, Felix & Krebs, Albert (2012): Bienen Mitteleuropas - Gattungen, Lebensweise, Beobachtung, Haupt Verlag, Bern
Bellmann, Heiko & Helb, Matthias (2017): Bienen, Wespen, Ameisen. Kosmos - Naturführer, Nestbau, Brutpflege, Staatenbildung - die besonderen Verhaltensweisen der Hautflügler
Scheuchl, Erwin, & Willner, Wolfgang (2016): Taschenlexikon der Wildbienen Mitteleuropas: Alle Arten im Porträt; Quelle & Meyer Verlag GmbH & Co; Wiebelsheim
Westrich, Paul (2018) Die Wildbienen Deutschlands. Stuttgart: Ulmer