Wildbiene des Monats April 2021: Die Feldhummel
Sie ist eine der seltenen Hummeln in Deutschland. Noch vor 100 Jahren hörten wir ihr sonores Brummen häufig in unseren Gärten. Äußerlich ist die Feldhummel relativ auffällig: Sie ist stark behaart, und mit ihrer Größe von 21 Millimetern, ihrem Farbmuster und ihrer Kopfform ähnelt sie stark ihrer Schwesternart – der Gartenhummel. Die Feldhummeln haben eine breite gelbe Querbinde. Diese endet kurz hinter dem langen schwarzen Kopf. Die Querbinde kann schwach ausgeprägt sein oder sogar ganz fehlen. Am unteren Rückenteil und oberen Hinterteil zeichnen sich weitere gelbliche Querbinden ab. Die Hinterleibsenden sind weiß bepelzt.
Die Feldhummel ist in weiten Teilen Europas nachgewiesen, aber in Deutschland selten anzutreffen. In vielen Bundesländern ist sie bereits ausgestorben, verschollen oder vom Aussterben bedroht. Die geringe Datenlage ermöglicht zudem vielerorts keine genaue Einschätzung ihres Gefährdungsgrades (siehe Verbreitungskarte). Warum aber ist die Feldhummel als Art so selten? Es wird vermutet, dass ihr Rückgang unmittelbar mit dem fehlenden Blütenangebot in der Landschaft in Verbindung steht. Die Ursachen dafür sind der landwirtschaftliche Einsatz von synthetisch-chemischen Spritzmitteln, der Stickstoffeintrag aus mineralischem und organischem Dünger und Ammoniak aus der Luft sowie der Lebensraumverlust durch Verkehrs- und Siedlungsbau. Feldhummeln folgen dem Ruf ihres Namens: Sie benötigen offene Landschaften, und so sind vor allem Wiesen und Weiden wichtige Lebensräume zum Nisten. Hier legt sie unterirdische Nester an und nutzt dafür vorhandene Hohlräume. Dazu gehören unter anderem verlassene Mäusekessel.
Im Vergleich zu anderen Hummelarten sind Feldhummeln wahre „Langschläfer“. Die überwinterten Königinnen fliegen in unseren Breiten erst ab Ende April. Bis Anfang Juli schaffen es die umtriebigen Bienen jedoch, ein neues Nest zu finden. Dort hinein bauen sie ihren eigenen Hummelstaat von bis zu 100 Individuen auf. Um ausreichend Blütenpollen für den Nachwuchs zu sammeln, übernehmen die Arbeiterinnen ab Mitte Mai die wichtigen Sammelflüge. Für die Dauer ihrer Flugsaison fliegen Feldhummeln auf so ziemlich alles, was sie mit ihrem langen Rüssel an Nektar und mit ihren Beinen an Blütenpollen erreichen können. Zwar sind sie echte Allesfresser, haben aber eine Vorliebe für Acker-Ziest (Stachys arvensis), Herzgespann (Leonurus cardiaca), Schwarznessel (Ballota nigra), Gemeiner Beinwell (Symphytum officinale) und Schmalblättriges Weidenröschen (Epilobium angustifolium). Als sogenannter „Pocketmaker“ deponieren Feldhummeln den gesammelten Blütenpollen in Taschen rund um ihre Brutzellen. Somit sind die Nachkommen sicher mit eiweißreicher Nahrung versorgt. Diese Vorratshaltung ist auch bei Erd-, Wiesen-, Stein- und Baumhummel sowie anderen Hummelarten bekannt.
Auch Feldhummeln müssen früher an später denken. Die paarungswilligen Jungweibchen und Männchen (Drohnen) sind daher ab Mitte August aktiv. Nachdem sich die Männchen gepaart haben, können wir diese gelegentlich noch bis Mitte Oktober auf Nahrungssuche entdecken. Bereits ab Ende September sind keine Arbeiterinnen mehr unterwegs, und auch die Jungköniginnen sind in den kühlen Herbsttagen nur noch selten anzutreffen. Damit auch im Folgejahr ein Hummelstaat gegründet werden kann, richten sich die begatteten Weibchen frühzeitig in ihrem Quartier auf den Winter ein.
Für die Feldhummel ist auch ein Brutparasit bekannt: die Bärtige Kuckuckshummel (Bombus barbutellus). Sie kriecht in das Nest von Feldhummeln und legt zu den Feldhummel-Eiern ihre eigenen, die dann ausgebrütet werden. So braucht sich die Bärtige Kuckuckshummel nicht mehr selbst um ihre Nachkommen zu sorgen. Sie überlässt diese Aufgabe dem Wirtstier.
Wir können der Feldhummel und anderen Hummelarten helfen, indem wir zahlreiche unterschiedliche Kräuter, Blumen und Gehölze in unserem Garten pflanzen. Doch Achtung: Am besten wählen wir einheimische und standortangepasste Stauden für unsere Beete aus. Suchen Sie dafür einen Staudengärtner Ihres Vertrauens auf und lassen Sie sich bei der Auswahl der Pflanzen behilflich sein.
Wenn Sie vorab erfahren wollen, welche Pflanzen geeignet sind, finden Sie unter diesem Link Informationen: https://www.deutschland-summt.de/hummeln.html. Und wenn Sie Ihren Garten im Rahmen eines Wettbewerbes einbringen möchten, dann nehmen Sie doch am bundesweiten Pflanzwettbewerb „Wir tun was für Bienen!“ teil! Mehr dazu unter: www.wir-tun-was-fuer-bienen.de
Schnelle Fakten
Name |
Feldhummel (Bombus ruderatus, Fabricius 1775); gehört zu den Echten Bienen mit 32 verschiedenen staatenbildenen Arten in Deutschland (zusätzlich parasitär lebende Kuckuckshummeln (9 Arten)) |
Flugzeiten |
von Ende April (Königin) / Mitte Mai bis Anfang Oktober |
Nahrung und Lebensraum |
polylektisch: zahlreiche Pflanzenfamilien dienen als Pollen- und Nektarspender; sammelt gerne an diesen Pflanzenarten: Acker-Ziest, Herzgespann, Schwarznessel, Gemeiner Beinwell, Schmalblättriges Weidenröschen |
Nistweise |
Unterirdisch, z,B, Bodennester in Mauselöchern |
Brutparasit |
Bärtige Kuckuckshummel (Bombus barbutellus) |
Verbreitung |
in ganz Europa, mit weiterer Unterart |
Gefährdung |
in Deutschland verbreitet, mit unzureichender Datenlage (siehe Verbreitungskarte) |
Besonderheiten |
Sehr seltene Art. Möglicherweise durch dominante Arten wie ihrer Schwesternart, der Gartenhummel, verdrängt |
Literatur
Amiet, Felix & Albert Krebs (2012): Bienen Mitteleuropas - Gattungen, Lebensweise, Beobachtung, Haupt Verlag, Bern
Bellmann, Heiko & Matthias Helb (2017): Bienen, Wespen, Ameisen. Kosmos - Naturführer, Nestbau, Brutpflege, Staatenbildung - die besonderen Verhaltensweisen der Hautflügler
Goulson, Dave (2017): Die seltensten Bienen der Welt. Ein Reisebericht; Carl Hanser Verlag GmbH & Co. KG
Hemmer, Cornelis & Corinna Hölzer (2017): Wir tun was für Bienen. Wildbienengarten, Insektenhotel und Stadtimkerei. Kosmos, Stuttgart, 2. Auflage; 128 S.
Scheuchl, Erwin & Wolfgang Willner (2016): Taschenlexikon der Wildbienen Mitteleuropas: Alle Arten im Portrait; Quelle & Meyer Verlag GmbH & Co; Wiebelsheim
Westrich, Paul (2019): Die Wildbienen Deutschlands; 2.Aufl., 1.700 Farbfotos; Ulmer-Verlag; Stuttgart