Wildbiene

Wildbiene des Monats Januar 2024: Die Bunte Hummel (Bombus sylvarum LINNAEUS, 1761)

Weibchen an Hornklee (© Roland Günter/naturbildarchiv-guenter.de)

Im Winter herrscht Stubenarrest bei unseren heimischen Fluginsekten. Dennoch können wir an manchen warmen Wintertagen, wenn die Temperatur knapp über dem Gefrierpunkt liegt, mutige Kältespezialist*innen sehen. Besonders die robusten Hummeln fliegen bereits früh im Jahr: Schon im Februar oder März suchen sie nach einer geeigneten Niststelle für ihr zukünftiges Hummelvolk. Ebenso halten sie nach ersten Nektar-quellen Ausschau. Unsere Wildbiene des Monats, die Bunte Hummel, ist da etwas genügsamer. Sie startet etwas später als ihre Verwandten ins Jahr. Die Königinnen der Bunten Hummel fliegen etwa ab Anfang April.

Nachweiskarte und Gefährdung der Bunten Hummel

Die Bunte Hummel hat eine abwechslungsreiche Färbung. Die Kombination aus einer schwarzen Querbinde auf der Brustoberseite mit einem orangerot gefärbten Körperende lässt sie auch im Freiland recht sicher bestimmen. Wir finden sie in Süd- und Mitteldeutschland häufiger als im Norden des Landes. Die Bunte Hummel ist eine Art des Offenlandes. In Anlehnung an ihren wissenschaftlichen Namen (silva = Wald, Waldung) wird die Hummel gelegentlich auch als „Waldhummel“ bezeichnet. Gemäß ihres bevorzugten Lebensraumes – Wiesen, Streuobstwiesen, breite Ackerränder, alte Weinberge und Waldränder – ist dieser Name aber eher irreführend.

Ihr Lebenszyklus beginnt im Frühjahr mit dem Erscheinen der überwinterten Königinnen. Diese sind mit ihrer Länge von bis zu 18 mm größer als die späteren Arbeiterinnen und Drohnen. Um ihre Nester zu gründen, benötigen die Königinnen geeignete Plätze. Sie können sowohl alte Nester beziehen als auch neue bauen. Ihre Nester legen sie oft in der verfilzten Krautschicht, in alten Mäusenestern oder in verlassenen Kobeln von Eichhörnchen an. Sobald sie einen passenden Hohlraum gefunden haben, weben sie eine Nestkugel aus eingetragenen Nistmaterialien.

Freigelegtes Erdnest (© Albert Krebs)

Die Bunte Hummel zählt zu den „Pocketmakern“. Das bedeutet, dass sie Pollentaschen aus Wachs direkt an den Brutwaben fertigt. In diese werden die Pollenvorräte der heimkehrenden Sammlerinnen eingetragen. Die Hummel-Larven können sich dann selbst am Vorrat bedienen. Die Völker der Bunten Hummel sind im Vergleich zu anderen Hummelarten eher klein: Im Hochsommer umfasst ihr Staat maximal 150 Tiere. Einen eigenen Staat zu gründen, ist für die Bunte Hummel gar nicht so einfach. Ganz ohne Sorgen verläuft ihr Brutgeschäft nämlich nicht. Die Rotschwarze Kuckuckshummel hat es nämlich auf sie abgesehen. Sie nutzt die Bunte Hummel für ihre parasitische Lebensweise und schiebt ihr einfach die eigenen Eier unter. Und so zieht die nichts ahnende Bunte Hummel die Kuckuckskinder groß ...

Weibchen (© Albert Krebs)

Die Bunte Hummel ernährt sich von Nektar, Pollen und Honigtau. In ihrer Blütenwahl ist sie sehr vielseitig. Sie zeigt aber eine Vorliebe für Hülsenfrüchtler, Lippenblütler und Braunwurzgewächse. Wie viele andere Hummelarten gehört sie zu den Kleebestäubern. Neben Rot- und Weißklee, Hornklee und Sichelklee fliegt sie auf Obstbäume, Natternkopf, Salbei, Herzgespann, Zieste und viele andere Blütenpflanzen.

Nachgewiesenermaßen sind die Bestände der Bunten Hummel vor allem seit den 70er Jahren des letzten Jahrhunderts eingebrochen. Der Verlust ihres Lebensraumes und die häufige Mahd machen ihr zu schaffen. Die Bunte Hummel und viele ihrer Verwandten brauchen blütenreiches Offenland. Somit gilt es, mehr extensive Bewirtschaftungen der Flächen gemeinsam mit Landwirten, Kommunen und Gewässerverbänden zu etablieren. Wenn wir seltener mähen und kleine wilde Ecken im Garten belassen, können wir auch im
heimischen Garten einen Beitrag zum Erhalt von Wildbienen & Co. leisten. Viele Tipps zum bienenfreundlichen
Gärtnern finden Sie unter : www.deutschland-summt.de und www.wir-tun-was-fuer-bienen.de

Schnelle Fakten

 

Name

Bunte Hummel (Bombus sylvarum, LINNAEUS, 1761)

Flugzeiten

April–Oktober

Lebensraum

Offenland, Streuobstwiesen, Waldränder, naturnahe Gärten & Parks

Nahrung

unspezialisiert; Vorliebe für Hülsenfrüchtler, Lippenblütler & Braunwurzgewächse

Nistweise

nistet ober- und unterirdisch

Kuckucksbiene

Rotschwarze Kuckuckshummel (Bombus rupestris, FABRICIUS, 1793)

Gefährdung

steht auf Vorwarnliste; in Sachsen und Niedersachen gefährdet, in Nordrhein-Westfalen stark gefährdet, in Schleswig-Holstein vom Aussterben bedroht

Besonderheiten

startet etwas später als ihre Verwandten ins Jahr (etwa ab Anfang April)

Literatur

Amiet, Felix & Albert Krebs (2012): Bienen Mitteleuropas - Gattungen, Lebensweise, Beobachtung, Haupt Verlag, Bern

Bellmann, Heiko & Helb, Matthias (2017): Bienen, Wespen, Ameisen; Kosmos Verlag, Stuttgart.

Hemmer, Cornelis & Hölzer, Corinna (2017): Wir tun was für Bienen; Wildbienengarten, Insektenhotel und Stadtimkerei; Kosmos Verlag, Stuttgart.

Michener, Charles Duncan (2007): The Bees of the World; Johns Hopkins University Press, Baltimore.

Scheuchl, Erwin & Wolfgang Willner (2016): Taschenlexikon der Wildbienen Mitteleuropas: Alle Arten im Portrait; Quelle & Meyer Verlag GmbH & Co; Wiebelsheim

Westrich, Paul (2019): Die Wildbienen Deutschlands; 2.Aufl., 1.700 Farbfotos; Ulmer-Verlag; Stuttgart

Wiesbauer, H. (2017). Wilde Bienen - Biologie–Lebensraumdynamik von über 470 Wildbienen Mitteleuropas, 2. Auflage, Eugen Ulmer KG, Stuttgart.

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