Wildbiene des Monats August 2020: Sandrasen-Kegelbiene (Coelioxys conoidea, ILLIGER 1806)
Kegelbienen sind weltweit mit etwa 320 Arten vertreten, wovon auch in Deutschland 12 Arten nachgewiesen wurden. Die deutsche Namensgebung geht auf den charakteristischen kegelförmigen Hinterteil der Weibchen zurück. Derartige Bezeichnungen aufgrund körperlicher Merkmale kennen wir auch von Hosen-, Langhorn- oder Maskenbienen.
Die Sandrasen-Kegelbiene hat eine Körpergröße von 12 bis 15 Millimetern. Die überwiegend schwarz gefärbte Wildbiene besitzt weiße Hinterleibsbinden und eine weiße Behaarung an Beinen, Brust und Kopf. Die Männchen haben zahlreiche Dornen an ihrem Hinterteil (Abdomen). Sie übernachten zuweilen in Schlafgemeinschaften an Pflanzenstängeln. Als echte Hochsommer-Art fliegt die gedrungene Biene in unseren Breiten von Anfang Juli bis Ende August. Sie bilden pro Jahr eine Generation aus.
Die kleine Kegelbiene hat eine weite geografische Verbreitung. Wir finden die Art in Nord-Afrika und in Eurasien, vom Atlantik bis zur Pazifikküste. Auch in Deutschland ist sie weit verbreitet, jedoch selten anzutreffen. Aus Schleswig -Holstein kennen wir für diese Art nur historische Belege (siehe Verbreitungskarte). Wie die deutsche Namensgebung vermuten lässt ist die Wildbienenart an offene Landschaften gebunden. Sie bewohnt neben Binnen- und Küstendünen auch Trockenrasen, Sand- und Lehmgruben sowie sandige Brach- und Ruderalflächen.
Die Wahl ihres sandigen Lebensraumes hängt eng mit ihrer Lebensweise zusammen. Als Kuckucksbiene parasitiert die Sandrasen-Kegelbiene in erster Linie bei der Sand-Blattschneiderbiene (Megachile maritima) und der in Deutschland stark gefährdeten Wollfüßigen Blattschneiderbiene (Megachile lagopoda). Diese Wirtstiere haben ihre Nester in tiefen, selbstgegrabenen Hohlräumen im sandigen Boden.
Da die Sand-Kegelbiene als parasitierende Art keinen Pollen für ihre Nachkommen sammelt, kann sie sich ganz dem Aufnehmen von Blütennektar zur Eigenversorgung hingeben. Dazu fliegt sie verschiedenste Pflanzenarten an, wie zum Beispiel diverse Disteln (Carduus nutans, Cirsium eriophorum und Cirsium vulgare), Wiesen-Witwenblume (Knautia arvensis), Berg-Sandglöckchen (Jasione montana) und Flockenblumen (Centaurea jacea und Centaurea scabiosa).
Wer unsere Kegelbienen schützen will, der oder die sollte auch ihre Wirte schützen.
Kegelbienen leben als brutparasitoide Wildbienen von anderen Wildbienenarten. Nachgewiesen sind Pelz- und Blattschneiderbienen (Anthophora und Megachile). Auch Mauer- und Bastardbienen könnten als Wirte dienen. Durch einen im Vergleich zur Honigbiene kleinen Flugradius müssen für Wildbienen Futterpflanzen und Nistmöglichkeiten relativ nahe beieinander liegen. Daher lohnt es sich, viele heimische Wildpflanzen sowie ober- und unterirdische Nistplätze für heimische Insekten in unmittelbarer Nähe zueinander anzubieten.
Wertvolle Tipps, wie bienenfreundliche Strukturen gestaltet werden können, finden sie auf den Websites: www.wir-tun-was-fuer-bienen.de oder unter www.deutschland-summt.de.
Literatur
Amiet, Felix & Krebs, Albert (2012): Bienen Mitteleuropas - Gattungen, Lebensweise, Beobachtung, Haupt Verlag, Bern
Bellmann, Heiko & Helb, Matthias (2017): Bienen, Wespen, Ameisen. Kosmos - Naturführer, Nestbau, Brutpflege, Staatenbildung - die besonderen Verhaltensweisen der Hautflügler, 3.Aufl., Franckh Kosmos Verlag
Jakumeit, Daniel (2019): Lebensraum Garten – Mini Tipps, Aktiv Natur schützen im eigenen Garten, 20 Tipps für Projekte aus der Praxis für die Praxis
Hemmer, Cornelis & Corinna Hölzer (2017): Wir tun was für Bienen. Wildbienengarten, Insektenhotel und Stadtimkerei, Kosmos-Verlag, Stuttgart
Michener, Charles D. (2007): The Bees of the World, The Johns Hopkins University Press, Baltimore
Scheuchl, Erwin, & Willner, Wolfgang (2016): Taschenlexikon der Wildbienen Mitteleuropas: Alle Arten im Porträt; Quelle & Meyer Verlag GmbH & Co, Wiebelsheim
Vereecken, Nicolas (2019): Wildbienen entdecken & schützen, BLV, ein Imprint von GRÄFE UND UNZER Verlag
Westrich, Paul (2019): Die Wildbienen Deutschlands; 2.Aufl., 1700 Farbfotos; Ulmer-Verlag; Stuttgart