Wildbiene des Monats April 2023: Die Gelbfleckige Düsterbiene (Stelis signata , LATREILLE 1809)
Namensgebend für die zehn heimischen Düsterbienen ist ihre schwarze Färbung. Nicht so bei unserer Wildbiene des Monats! Denn mit ihrer Zeichnung ähnelt sie der weitverbreiteten und viel größeren Garten-Wollbiene. Sie kann auf den ersten Blick aber auch für eine Wespe gehalten werden. Wie allen Weibchen der Gattung fehlt ihr die Bauchbürste. Diesen „Sammelapparat“ brauchen Düsterbienen nicht. Sie sind nämlich Kuckucksbienen und gehen somit keinem eigenen Brutgeschäft nach. So parasitiert die Gelbfleckige Düsterbiene bei der Kleinen Harzbiene. Dieser sieht sie zum Verwechseln ähnlich: Die Düsterbiene ist ebenfalls auffällig schwarz-gelb gezeichnet und genauso groß wie ihre Wirtsbiene (7 Millimeter).
Die Gelbfleckige Düsterbiene ist zwar weitverbreitet, kommt aber nur selten vor. In Deutschland gilt sie als gefährdet. Mancherorts ist sie vom Aussterben bedroht oder bereits verschollen (siehe Verbreitungskarte). Wir finden diese Kuckucksbiene im Lebensraum ihrer Wirtsbiene. Diese fühlt sich vor allem auf Trockenstandorten wohl. Daher tummelt sie sich an Felshängen, sonnigen Waldrändern, lichten Kiefernwäldern, Sand- und Kiesgruben, aber auch in offen gelassenen Steinbrüchen. Als echte Sonnenanbeterin fliegt sie von Anfang Juni bis Ende August. Die Männchen erscheinen etwas früher als die Weibchen. Sie können schon ab Ende Mai auf Nektarsuche sein.
Um die Generation für das kommende Jahr zu sichern, muss das Weibchen zur rechten Zeit am rechten Ort sein: Noch während die Kleine Harzbiene ihr Nest baut, muss das Weibchen der Gelbfleckigen Düsterbiene ihre Eier in das Wirtsnest schmuggeln. Insbesondere die Bauten der Kleinen Harzbiene zeigen den Erfindungsreichtum der heimischen Bienenwelt. So gehört die Kleine Harzbiene zu einer Handvoll Wildbienen, die nicht in Hohlräumen oder in der Erde nisten. Die „mutige“ Biene errichtet ihre Nester im Freien an der Südseite von Steinen, Baumstämmen oder Pflanzenstängeln. Für den Bau verwendet sie Steinchen und Baumharz, zumeist Kiefernharze. Um das Nest besser zu tarnen, durchsetzt sie die amphorenförmigen Gebilde mit Rindenstückchen. Die Nestöffnung dient der Belüftung ihrer Kinderstube. Das Verschließen einer Brutzelle dauert etwa 20 Minuten. Währenddessen fliegt die Kleine Harzbiene mehrfach für 1–2 Minuten davon. Diese Zeit muss die Gelbfleckige Düsterbiene nutzen, um ihr eigenes Ei in der Brutzelle zu platzieren.
Als Kuckucksbiene hat es unsere Wildbiene des Monats nicht nötig, Pollen zu sammeln. Sie hat schließlich keinen Nachwuchs zu versorgen. Um Energie zum Fliegen zu haben, braucht sie aber reichlich Nektar. Dazu fliegt sie auf allerhand Wildpflanzen, unter anderem auf Feld-Thymian, Berg-Sandglöckchen, Wilde Resede und Habichtskräuter.
Der Gelbfleckigen Düsterbiene helfen Sie am besten, indem Sie auch anderen Wildbienen und Bestäubern unter die Flügel greifen: Pflanzen Sie heimische Wildstauden und achten Sie beim Kauf von Saatgut auf heimische Pflanzen. Besonders Hornklee, Berg-Sandglöckchen oder Wilde Resede sind Insektenmagneten. Neben den richtigen Pflanzen brauchen wir auch Gartenstrukturen aus stehendem und liegendem Totholz und Lesesteinhaufen, damit sich die Natur wieder mehr entfalten kann.
Weitere Tipps, wie Sie bienenfreundliche Strukturen gestalten, finden Sie unter: www.wir-tun-was-fuer-bienen.de und www.deutschland-summt.de
Schnelle Fakten
Name |
Gelbfleckige Düsterbiene (Stelis signata, Latreille, 1809) |
Flugzeiten |
Juni–August |
Lebensraum |
braucht Trockenstandorte wie ihre Wirtsbiene |
Nahrung |
unspezialisiert, benötigt nur Nektar zur Eigenversorgung; sammelt an Feld-Thymian, Berg-Sandglöckchen, Wilder Resede, Felsen-Fetthenne, Brombeere, Wald-Weidenröschen und Habichtskräutern |
Nistweise |
baut keine eigenen Nester |
Wirte |
Kleine Harzbiene (Anthidium strigatum, Panzer 1805); synonym: Zwergharzbiene (Anthidiellum strigatum Panzer 1805) |
Gefährdung |
gilt in Deutschland als gefährdet, selten; in Schleswig-Holstein bereits ausgestorben/verschollen; in Sachsen-Anhalt vom Aussterben bedroht, in Sachsen stark gefährdet |
Besonderheiten |
gelb-schwarze Zeichnung, ähnelt ihrer Wirtsbiene, Weibchen ohne Bauchbürste |
Literatur
Amiet, Felix & Albert Krebs (2012): Bienen Mitteleuropas - Gattungen, Lebensweise, Beobachtung, Haupt Verlag, Bern
Bellmann, Heiko & Helb, Matthias (2017): Bienen, Wespen, Ameisen; Kosmos Verlag, Stuttgart.
Hemmer, Cornelis & Hölzer, Corinna (2017): Wir tun was für Bienen; Wildbienengarten, Insektenhotel und Stadtimkerei; Kosmos Verlag, Stuttgart.
Scheuchl, Erwin & Wolfgang Willner (2016): Taschenlexikon der Wildbienen Mitteleuropas: Alle Arten im Portrait; Quelle & Meyer Verlag GmbH & Co; Wiebelsheim
Westrich, Paul (2019): Die Wildbienen Deutschlands; 2.Aufl., 1.700 Farbfotos; Ulmer-Verlag; Stuttgart
Wiesbauer, H. (2017). Wilde Bienen - Biologie–Lebensraumdynamik von über 470 Wildbienen Mitteleuropas, 2. Auflage, Eugen Ulmer KG, Stuttgart.