Pflanzenportrait Mai 2025
Echter Beinwell (Symphytum officinale)

Unsere Pflanze des Monats Mai wird schon lange von Menschen genutzt – daher rührt auch ihr Name: Das Wort „Bein“ ist eine alte Bezeichnung für Knochen, während „well“ so viel wie „verheilen“ oder „zusammenwachsen“ bedeutet. In früheren Zeiten wurden die Blätter zur Unterstützung der Heilung bei Knochenbrüchen verwendet. Doch nicht nur in der Heilkunde spielte Beinwell eine Rolle: Aufgrund seines hohen Nährstoffgehalts ist er auch heute noch ein wertvoller Dünger. Ob als Mulchschicht oder in Form von Jauche – Beinwellblätter leisten im Garten gute Dienste.
Der Echte Beinwell ist eine imposante Pflanze. Er entwickelt eine üppige Blattmasse, aus der ab Mai die glockenförmigen Blüten erscheinen. Diese sind meist violett bis rosa, seltener gelblich-weiß gefärbt. Mit ihrer langen Kronröhre und der nach unten geöffneten Blüte sorgt die Pflanze für eine clevere Bestäubung: Der Pollen rieselt, ausgelöst durch die Bewegung der besuchenden Insekten, auf diese herab. Das sind vor allem Hummeln mit ihrem langen Rüssel, die an den Nektar gelangen. Ist der Rüssel zu kurz, greifen sie zu einem Trick: Sie beißen ein Loch in die Blütenwand, um direkt an den Nektar zu gelangen – eine Öffnung, die dann auch von späteren Blütenbesuchern genutzt wird. Die seltene Beinwell-Sandbiene oder die verbreiteten Rostroten Mauerbienen und Frühlings-Sandbienen verwenden den Pollen gezielt für ihre Brut. Doch auch andere Insekten profitieren vom Beinwell wie verschiedene Käfer, Minierfliegen und Schmetterlingsraupen, darunter die des Distelfalters und des Schönbärs.
Der Echte Beinwell ist in ganz Deutschland verbreitet. Er bevorzugt halbschattige bis sonnige Standorte mit nährstoffreichem, feuchtem Boden. Er wächst daher häufig in Auwäldern, an Waldrändern oder auf nahrhaften Feuchtwiesen.
Die Vermehrung des Beinwells ist denkbar einfach: Schon kleine Wurzelstücke genügen, um eine neue Pflanze entstehen zu lassen. Wer ihn gezielt vermehren möchte, kann so schnell Bestände aufbauen. Wer ihn jedoch wieder loswerden will, braucht Geduld. Da Beinwell aus tiefreichenden Wurzelstücken immer wieder austreibt, müssen die Blätter konsequent entfernt werden, bis der Pflanze die Kraft ausgeht.
Doch in den meisten Fällen ist der Echte Beinwell ein willkommener Gast – attraktiv für Mensch und Tier und eine Bereicherung für naturnahe Gärten.