Wildbiene des Monats Februar 2016: Die Kleine Holzbiene (Xylocopa iris, Christ 1791)
Die „Kleine Holzbiene“ ist eine der 39 Wildbienenarten, die in der Kategorie „ausgestorben oder verschollen“ auf der Roten Liste für Deutschland geführt werden. Sie konnte bisher nur einmal in Südwest-Deutschland sicher nachgewiesen werden. Das war im Jahr 1957. Ihr Hauptverbreitungsgebiet befindet sich in Südeuropa. Im deutschsprachigen Raum ist sie nur noch in Niederösterreich und der Westschweiz vereinzelt anzutreffen.
Die Kleine Holzbiene bevorzugt warmtrockene offene Landschaften. Beim Pollensammeln präferiert sie Lippen- und Schmetterlingsblütler. Zum Nisten benötigt diese Art dünne, aufrechte Pflanzenstängel des Vorjahres. So legt sie beispielsweise in den Halmen von Bärenklau, Disteln, Sonnenblumen oder auch Holunder ihre Nistzellen an. Hierbei nagt sie zunächst im unteren Bereich eine Öffnung in den Stängel und höhlt diesen dann nach oben hin aus. Als nächstes kappt sie den Halm am oberen Ende des Hohlraums. Die dabei entstehende Öffnung verschließt sie mit einem Pfropfen aus dem zuvor entfernten Mark. Dies hat wahrscheinlich den Zweck, die Gefahr von Windbruch zu reduzieren. Das zuvor herausgeräumte Mark nutzt die Kleine Holzbiene im Anschluss auch zum Bau der Trennwände zwischen den einzelnen Nistzellen.
Holzbienen gehören zu den wenigen heimischen Wildbienenarten, die bereits im Jahr der Eiablage schlüpfen. Bei der Kleinen Holzbiene erfolgt der Schlupf nach etwa anderthalb bis zwei Monaten. Die ungewöhnlich langlebigen Weibchen der Holzbienen leben dann noch bis zu ihrem Tod im Herbst mit ihrem Nachwuchs zusammen, der in der Niströhre heranwächst. Holzbienen überwintern einzeln oder in Gruppen in ihren Geburtsnestern oder in anderen Hohlräumen. Die Paarung erfolgt erst im folgenden Frühjahr.
Während die Kleine Holzbiene in Deutschland als ausgestorben gilt, breitet sich die deutlich größere Blauschwarze Holzbiene (Xylocopa violacea) derzeit nach Norddeutschland aus. Nach Niedersachsen und der Umgebung von Berlin hat sie im Jahr 2014 auch Schleswig-Holstein erreicht. Als Grund für ihre Ausbreitung werden die Klimaveränderungen der letzten Jahrzehnte angenommen. Mit der Erhöhung der Jahresdurchschnittstemperatur verschiebt sich die Verbreitungsgrenze einzelner Arten weiter nach Norden. Dieser Umstand dürfte auch der Grund für das Vordringen der dritten in Mitteleuropa vertretenen Holzbienenart, der Östlichen Holzbiene (Xylocopa valga), nach Deutschland sein. Sie wurde im Jahr 2011 an zwei Stellen im äußersten Südwesten Deutschlands nachgewiesen.