Wildbiene des Monats Juni 2019: Wald-Pelzbiene (Anthophora furcata, PANZER 1798)
Pelzbienen erinnern durch ihre flauschige Behaarung an Hummeln. Zu erkennen sind die Männchen an ihrem zumeist gelben oder weißen Kopfschild. Die Weibchen unterscheiden sich stark von den Männchen, dieser Geschlechtsdimorphismus ist typische für Pelzbienen. Die Weibchen der Wald-Pelzbiene haben einen braun behaarten Hinterleib und orange-rote Haare am Hinterleibende.
Verbreitung finden Wald-Pelzbienen in weiten Teilen Europas und Asiens. Wie die deutsche Namensbezeichnung bereits vermuten lässt, findet man unsere Wildbiene des Monats in und an Wäldern. Typische Lebensräume sind Waldränder, Waldlichtungen und Streuobstwiesen, aber auch Parks oder strukturreiche Gärten mit Totholz. Morsche Stämme oder ähnliches sind Voraussetzung für den Nestbau von Anthophora furcata. In Deutschland wird sie als Rote-Liste-Art in unterschiedlichen Gefährdungskategorien geführt (siehe Verbreitungskarte).
Anders als bei ihren Gattungsverwandten, die ihre Nester in sandige Böden graben, bestehen die Brutgänge der Wald-Pelzbiene aus selbstgenagten Gängen in markhaltigen Stängeln (z.B. Holunder) oder nachgenutzten Fraßgängen in morschem Holz. Sie richtet ihre Kinderstube daher in umgestürzten Bäumen, Ästen oder mürben Zaunpfählen ein. Dabei baut sie bis zu zwölf linear angeordnete Brutzellen, die mit körpereigenen Sekreten verklebt und ausgekleidet werden. Diese Auskleidungen der Innenwände dienen durch ihre wachsartige Konsistenz als zusätzlicher Schutz der Brut. Die Larven ernähren sich vom Pollenbrot, bestehend aus eingetragenem Pollen von Lippenblütlern und körpereigenen Sekreten.
Bei ihrer Nahrungsbeschaffung ist die Wald-Pelzbiene recht wählerisch. Sie sammelt Pollen an drei Pflanzenfamilien, wobei sie neben Wegerichgewächsen (Plantaginaceae) und Sommerwurzgewächsen (Orobanchaceae) Lippenblütler (Lamiaceae) bevorzugt. Insbesondere für Ziest-Arten (Stachys spec.) hat sie eine Vorliebe. Besonders ihre Hauptpollenquelle, der Wald-Ziest (Stachys sylvatica) hat es ihr angetan. Dieser wächst natürlicherweise an Waldrändern auf nährstoffreichen Böden. Auch die Garten-Wollbiene (Anthidium manicatum) und die Gewöhnliche Keulhornbiene (Ceratina cayanea) haben eine Schwäche für den Lippenblütler.
Weitere Pollenquellen sind Großblütige Katzenminze (Nepeta grandiflora), Edel-Gamander (Teucrium chomaeddrys), Schwarznessel (Ballota nigra) und Gewöhnliches Leinkraut (Linaria vulgaris). Die Flugzeit der Wald-Pelzbiene erstreckt sich für gewöhnlich von Ende Juni bis Mitte August. Dabei fliegt sie in einer Generation (univoltin), in manchen Jahren auch in zwei Generationen (bivoltin).
Pelzbienen sind, wie viele andere Bienenarten auch, Leidtragende von Parasiten und Schmarotzern. Neben der Sandgängerbiene (Ammobates punctatus), Trauerbienen (Melecta spec.) und Fleckenbienen (Thyreus spec.) dienen sie auch Kegelbienen (Coelioxys spec.) als Wirte. Als parasitierende Kuckucksbienen der Wald-Pelzbiene sind die Rötliche Kegelbiene (Coelioxys rufescens) und die Wald-Kegelbiene (Coelioxys conica) bekannt. Um der Wald-Pelzbiene einen Lebensraum zu geben, belassen sie liegendes und stehendes Totholz im Garten und sorgen sie für ein reichhaltiges Nahrungsangebot mit heimischen Wildstauden.
Literatur
Amiet, Felix & Krebs, Albert (2012): Bienen Mitteleuropas - Gattungen, Lebensweise, Beobachtung, Haupt Verlag, Bern
Bellmann, Heiko & Helb, Matthias (2017): Bienen, Wespen, Ameisen. Kosmos - Naturführer, Nestbau, Brutpflege, Staatenbildung - die besonderen Verhaltensweisen der Hautflügler, 3.Aufl., Franckh Kosmos Verlag
Michener, Charles D. (2007): The Bees of the World, The Johns Hopkins University Press, Baltimore
Scheuchl, Erwin, & Willner, Wolfgang (2016): Taschenlexikon der Wildbienen Mitteleuropas: Alle Arten im Porträt; Quelle & Meyer Verlag GmbH & Co, Wiebelsheim
Westrich, Paul (2018): Die Wildbienen Deutschlands, Eugen Ulmer, Stuttgart