Pflanzenportrait November 2024
Gewöhnliche Waldrebe (Clematis vitalba)
Die Gewöhnliche Waldrebe erkennen wir zurzeit vor allem an ihren flauschigen Samenständen. Diese Sammelfrüchte bestehen aus den einzelnen Samen, die jeweils einen behaarten Federschweif haben. Die Samen reifen über den Winter aus und werden ab dem Frühjahr vom Wind davongetragen. Bei feuchtem Wetter können sie sich auch durch Anhaftung an Tiere oder uns Menschen ausbreiten. Weil die Samen so weich sind, nutzen sie Vögel zudem für ihren Nestbau. Auch so breitet sich unsere Pflanze des Monats aus. Daher taucht sie in Gärten oft von ganz allein auf.
Die Gewöhnliche Waldrebe ist eine der wenigen Lianen, die bei uns wachsen. Lianen bilden meist einen verholzenden Stamm und wachsen an Bäumen oder anderen Kletterhilfen empor. Die Gewöhnliche Waldrebe kann dank dieser Strategie über zehn Meter hoch werden. Der Stamm kann etwa 50 Jahre alt werden, ein Seitentrieb um die 25 Jahre. Diese Wüchsigkeit und Ausdauer kann durchaus zum Problem für den Baum oder Strauch werden, der ihr als Kletterhilfe dient. Denn dieser hat ein hohes Gewicht zu tragen und wird durch die Blätter des ungebetenen Gastes beschattet. Ein Rückschnitt macht der Gewöhnlichen Waldrebe allerdings nichts aus. Wird sie zu groß und mächtig, können wir problemlos zur Schere greifen. Dabei sollten wir jedoch Handschuhe tragen, denn der Pflanzensaft kann zu Hautreizungen führen.
Der ökologische Wert der Gemeinen Waldrebe ist hoch. Viele Tiere profitieren von ihr: Vögel nutzen die Samen nicht nur als Nistmaterial, sondern fressen sie auch im Winter. Zudem bietet das dichte Blattwerk gute Brutplätze. Die Raupen von über 40 Nachtfalterarten ernähren sich von den Blättern. Und Falter, Käfer sowie Fliegen besuchen gerne die cremeweißen Blüten. Die Gewöhnliche Schmalbiene und die Pförtner-Schmalbiene sammeln hier Pollen.
Typischerweise wächst die Gewöhnliche Waldrebe halbschattig auf eher feuchtem und nährstoffreichem Boden. Diese Bedingungen findet sie in Auwäldern. In Deutschland ist sie vor allem im Südwesten weitverbreitet. Für den Topf oder Kübel auf dem Balkon ist sie wegen ihrer Größe nicht empfehlenswert. Gut macht sie sich jedoch als Bewuchs von Zäunen. Auch als Fassadenbegrünung ist sie eine Option.