Wildbiene des Monats Dezember 2024: Filzzahn-Blattschneiderbiene (Megachile pilidens ALFKEN, 1924)
Sie wird nur 10 Millimeter groß und steckt voller Überraschungen: Haben Sie schon von einer Biene gehört, die ihr Nest aus präzise geschnittenen Blattstückchen baut? Die Filzzahn-Blattschneiderbiene ist so eine ge-schickte Handwerkerin. Sie gehört zur Gattung Megachile, welche in Deutschland mit 23 Arten gelistet ist. Vor allem die Männchen der Gattung sind oft schwer voneinander zu unterscheiden. Die Flugaktivität der Weibchen können wir durch einen deutlich hörbaren hohen Flugton vernehmen.
Die Filzzahn-Blattschneiderbiene ist weitverbreitet und liebt trockenwarme Standorte. So hat sie sich in den vergangenen Jahren neue Regionen in Deutschland erschlossen und kommt mittlerweile auch in Nord-deutschland vor. Besonders wohl fühlt sie sich auf Magerrasen, in Weinbergen mit Trockenmauern, in Lehm- und Kiesgruben und an sonnigen Steilwänden. Hier nistet sie ober- und unterirdisch. Als geschickte Innen-architektin schneidet das Weibchen passgenaue Blattstückchen für ihr Nest, die sie miteinander verklebt. Auch für den Nestverschluss verbaut sie Blattstückchen. Ihr Nest finden wir in Hohlräumen am Boden, in Felsspalten, in Lücken von Steinhaufen und in offenen Fugen von Trockenmauern. Die Männchen haben keinen Anteil am Nestbau. Sie nächtigen oft in Gemeinschaft, festgebissen an Pflanzenstängeln. Die Flugzeit der Filzzahn-Blattschneiderbiene erstreckt sich über die Monate Juni bis August.
Für den Nachwuchs sammelt das Weibchen in den Sommermonaten Pollen von Kratzdistel, WaldPlatterbse, Hornklee, Hauhechel, Felsen-Fetthenne und von weiteren Blütenpflanzen aus insgesamt drei Pflanzen¬familien. Dabei bevorzugt sie Schmetterlingsblütler. Um den Blütenpollen zu transportieren, nutzen die Weibchen ihre feinhaarigen weißen Bauchbürsten.
Als Gegenspielerin ist die Schuppenhaarige Kegelbiene (Coelioxys afra LEPELETIER, 1841) bekannt. Sie ist eine Kuckucksbiene, die ihre Eier in die Nester von Blattschneiderbienen legt, anstatt selbst Brutpflege zu betreiben. Sie fliegt von Juni bis August an trockenen, warmen Standorten und benötigt Nektar von Pflanzen wie Hornklee oder Natternkopf. Obwohl sie in einigen Teilen Deutschlands vorkommt, ist sie in vielen Regio¬nen stark gefährdet, ebenso wie die Filzzahn-Blattschneiderbiene, siehe Verbreitungskarte.
Wollen Sie unserer Wildbiene des Monats helfen? Dann erlauben Sie gerne etwas mehr „Unordnung“ in Ihrem Garten: Lassen Sie vertrocknete Pflanzenstängel stehen, schichten Sie Totholz auf, platzieren Sie Natursteine, und machen Sie den Garten nicht winterfest – auch, wenn es manchmal in den Fingern juckt! Schon im kommenden Frühjahr werden es Ihnen Wildbienen & Co. danken. Tipps, wie Sie insektenfreund¬liche Strukturen gestalten, finden Sie unter www.wir-tun-was-fuer-bienen.de und www.deutschland-summt.de.
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Schnelle Fakten
Name |
Filzzahn-Blattschneiderbiene (Megachile pilidens ALFKEN, 1924) |
Flugzeiten |
Juni–August |
Lebensraum |
trockenwarme Standorte: sonnige Steilwände / Magerrasen / Weinberge mit Trockenmauern / Lehm- und Kiesgruben |
Nahrung |
unspezialisiert (polylektisch) |
Nistweise |
nistet ober- und unterirdisch; schneidet Blattstückchen mit ihren Mundwerkzeugen für Brutzellen und Nistverschluss |
Kuckucksbienen |
Schuppenhaarige Kegelbiene (Coelioxys afra LEPELETIER, 1841) |
Gefährdung |
weitverbreitet, in Ausbreitung nach Norddeutschland |
Besonderheiten |
Weibchen geben hohen Flugton von sich |
Literatur
Amiet, Felix & Albert Krebs (2012): Bienen Mitteleuropas - Gattungen, Lebensweise, Beobachtung, Haupt Verlag, Bern
Bellmann, Heiko & Helb, Matthias (2017): Bienen, Wespen, Ameisen; Kosmos Verlag, Stuttgart.
Scheuchl, Erwin & Wolfgang Willner (2016): Taschenlexikon der Wildbienen Mitteleuropas: Alle Arten im Portrait; Quelle & Meyer Verlag GmbH & Co; Wiebelsheim
Westrich, Paul (2019): Die Wildbienen Deutschlands; 2.Aufl., 1.700 Farbfotos; Ulmer-Verlag; Stuttgart
Wiesbauer, H. (2017). Wilde Bienen - Biologie–Lebensraumdynamik von über 470 Wildbienen Mitteleuropas, 2. Auflage, Eugen Ulmer KG, Stuttgart.