Wildbiene

Wildbiene des Monats Dezember 2024: Filzzahn-Blattschneiderbiene (Megachile pilidens ALFKEN, 1924)

Filzzahn-Blattschneiderbiene (Megachile pilidens)
Filzzahn-Blattschneiderbiene (Megachile pilidens) © insektenjagd_CC-BY-4.0

Sie wird nur 10 Millimeter groß und steckt voller Überraschungen: Haben Sie schon von einer Biene gehört, die ihr Nest aus präzise geschnittenen Blattstückchen baut? Die Filzzahn-Blattschneiderbiene ist so eine ge-schickte Handwerkerin. Sie gehört zur Gattung Megachile, welche in Deutschland mit 23 Arten gelistet ist. Vor allem die Männchen der Gattung sind oft schwer voneinander zu unterscheiden. Die Flugaktivität der Weibchen können wir durch einen deutlich hörbaren hohen Flugton vernehmen.

Nachweiskarte und Gefährdung der Filzzahn-Blattschneiderbiene (© SMU)

Die Filzzahn-Blattschneiderbiene ist weitverbreitet und liebt trockenwarme Standorte. So hat sie sich in den vergangenen Jahren neue Regionen in Deutschland erschlossen und kommt mittlerweile auch in Nord-deutschland vor. Besonders wohl fühlt sie sich auf Magerrasen, in Weinbergen mit Trockenmauern, in Lehm- und Kiesgruben und an sonnigen Steilwänden. Hier nistet sie ober- und unterirdisch. Als geschickte Innen-architektin schneidet das Weibchen passgenaue Blattstückchen für ihr Nest, die sie miteinander verklebt. Auch für den Nestverschluss verbaut sie Blattstückchen. Ihr Nest finden wir in Hohlräumen am Boden, in Felsspalten, in Lücken von Steinhaufen und in offenen Fugen von Trockenmauern. Die Männchen haben keinen Anteil am Nestbau. Sie nächtigen oft in Gemeinschaft, festgebissen an Pflanzenstängeln. Die Flugzeit der Filzzahn-Blattschneiderbiene erstreckt sich über die Monate Juni bis August.

Für den Nachwuchs sammelt das Weibchen in den Sommermonaten Pollen von Kratzdistel, Wald­Platterbse, Hornklee, Hauhechel, Felsen-Fetthenne und von weiteren Blütenpflanzen aus insgesamt drei Pflanzen¬familien. Dabei bevorzugt sie Schmetterlingsblütler. Um den Blütenpollen zu transportieren, nutzen die Weibchen ihre feinhaarigen weißen Bauchbürsten.

Männchen bei der Nektaraufnahme auf Feinstrahl (© Roland Günter / naturbildarchiv-guenter.de)

Als Gegenspielerin ist die Schuppenhaarige Kegelbiene (Coelioxys afra LEPELETIER, 1841) bekannt. Sie ist eine Kuckucksbiene, die ihre Eier in die Nester von Blattschneiderbienen legt, anstatt selbst Brutpflege zu betreiben. Sie fliegt von Juni bis August an trockenen, warmen Standorten und benötigt Nektar von Pflanzen wie Hornklee oder Natternkopf. Obwohl sie in einigen Teilen Deutschlands vorkommt, ist sie in vielen Regio¬nen stark gefährdet, ebenso wie die Filzzahn-Blattschneiderbiene, siehe Verbreitungskarte.

Wollen Sie unserer Wildbiene des Monats helfen? Dann erlauben Sie gerne etwas mehr „Unordnung“ in Ihrem Garten: Lassen Sie vertrocknete Pflanzenstängel stehen, schichten Sie Totholz auf, platzieren Sie Natursteine, und machen Sie den Garten nicht winterfest – auch, wenn es manchmal in den Fingern juckt! Schon im kommenden Frühjahr werden es Ihnen Wildbienen & Co. danken. Tipps, wie Sie insektenfreund¬liche Strukturen gestalten, finden Sie unter www.wir-tun-was-fuer-bienen.de und www.deutschland-summt.de.

Kennen Sie zudem schon unseren neuen Wildbienenkalender 2025? Auch darin finden Sie viel Wissens¬wertes rund um unsere heimischen Wildbienen und ihre Lebensräume: www.shop.deutschland-summt.de

Schnelle Fakten

 

Name

Filzzahn-Blattschneiderbiene (Megachile pilidens ALFKEN, 1924)

Flugzeiten

Juni–August

Lebensraum

trockenwarme Standorte: sonnige Steilwände / Magerrasen / Weinberge mit Trockenmauern / Lehm- und Kiesgruben

Nahrung

unspezialisiert (polylektisch)

Nistweise

nistet ober- und unterirdisch; schneidet Blattstückchen mit ihren Mundwerkzeugen für Brutzellen und Nistverschluss

Kuckucksbienen

Schuppenhaarige Kegelbiene (Coelioxys afra LEPELETIER, 1841)

Gefährdung

weitverbreitet, in Ausbreitung nach Norddeutschland

Besonderheiten

Weibchen geben hohen Flugton von sich

 

Literatur

Amiet, Felix & Albert Krebs (2012): Bienen Mitteleuropas - Gattungen, Lebensweise, Beobachtung, Haupt Verlag, Bern

Bellmann, Heiko & Helb, Matthias (2017): Bienen, Wespen, Ameisen; Kosmos Verlag, Stuttgart.

Scheuchl, Erwin & Wolfgang Willner (2016): Taschenlexikon der Wildbienen Mitteleuropas: Alle Arten im Portrait; Quelle & Meyer Verlag GmbH & Co; Wiebelsheim

Westrich, Paul (2019): Die Wildbienen Deutschlands; 2.Aufl., 1.700 Farbfotos; Ulmer-Verlag; Stuttgart

Wiesbauer, H. (2017). Wilde Bienen - Biologie–Lebensraumdynamik von über 470 Wildbienen Mitteleuropas, 2. Auflage, Eugen Ulmer KG, Stuttgart.

Kontakt

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