Wildbiene

Wildbiene des Monats Juni 2024: Östliche Zwergwollbiene (Pseudoanthidium nanum, MOCSÁRY 1879)

Männchen bei der Nektaraufnahme auf Feinstrahl-Blüte (© Roland Günter / naturbildarchiv-guenter.de)

Für Wildbienen und andere Insekten ist jetzt Hochkonjunktur. Dieser Betriebsamkeit schließt sich auch unsere Wildbiene des Monats an, die Östliche Zwergwollbiene. Als echte Sonnenanbeterin ist sie in den Sommer-monaten von Juni bis August unterwegs. Sie erreicht eine Körpergröße von maximal 8 Millimetern und zeichnet sich durch eine schwarze Grundfarbe mit gelber Zeichnung und weißer Bauchbürste aus.
Mit Vorliebe nistet sie auf trockenwarmen Standorten. Besonders Magerrasen, Waldränder, Brach- und Ruderalflächen oder die unmittelbare Nähe von Feldhecken nutzt sie gerne.

Eichengallen von Gallwespen (© Albert Krebs)

Entgegen dem Großteil der heimischen Wildbienen nistet die Zwergwollbiene oberirdisch. Dafür benötigt sie passende Hohlräume. Diese findet sie in den Pflanzenstängeln von Brombeeren, Disteln, Holunder, Königskerzen und Schilfhalmen. Auch die alten kugelförmigen Galläpfel von Gallwespen an Stieleichen räumt sie aus, um hier bis zu neun Brutzellen einzurichten. Diese staffiert sie sorgsam mit Pflanzenwolle aus, welche sie aus abgeschabten Pflanzenhaaren von Blättern und Stängeln fertigt. Auch die Zwischenwände ihrer linienförmig angeordneten Brutzellen schützt sie mit Pflanzenwolle. Dann fügt sie jeder Brutzelle einen gehaltvollen Futterbrei hinzu, auf dem sie ein Ei platziert. Zum Schluss verschließt sie die letzte Brutzelle mit Pflanzenhaaren. Dieser Verschluss schützt ihre Brut vor unerwünschten Eindringlingen.

Nachweiskarte und Gefährdung der Östlichen Zwergwollbiene

Den Futtervorrat für ihre Nachkommen sammelt die Zwergwollbiene mithilfe ihrer Bauchbürste ausschließlich an Korbblütlern: Flockenblumen, Kratz-, Ring- und Eselsdisteln. Letztere brachten ihr auch den Namen „Distel-Wollbiene“ ein. In der hierzulande ausgeräumten Landschaft findet die Östliche Zwergwollbiene mittlerweile jedoch zu selten geeignete Futterplätze. Insbesondere spezialisierte Wildbienen haben es immer schwerer, die notwendigen Lebensbedingungen für sich und ihren Nachwuchs zu finden.

In Deutschland ist die wärmeliebende Östliche Zwergwollbiene gefährdet. In Berlin und Thüringen gilt sie sogar als vom Aussterben bedroht, in Brandenburg und Sachsen gilt sie bereits als ausgestorben. Mut machen hier einzelne Wiederfunde der Art in den beiden letztgenannten Bundesländern. Auch auf den umgestalteten Flächen der Stiftung für Mensch und Umwelt in Berlin konnte diese seltene Art nachgewiesen werden. Zudem zeigen sich erfolgreiche Erstnachweise in geeigneten Lebensräumen in Niedersachsen, Nordrhein-Westfalen und Schleswig-Holstein. Lediglich in Sachsen-Anhalt gilt die Östliche Zwergwollbiene als ungefährdet.

Vor allem Wildpflanzen helfen Wildbienen & Co. (© Bildagentur Zoonar GmbH shutterstock)

Um der seltenen Biene zu helfen, stellen wir am besten unseren Ordnungssinn etwas zurück. Besonders die Pflanzenstängel des Vorjahres können hier an geeigneten Stellen bis in den Sommer hinein überdauern. Wir können aber auch aktiv werden, indem wir Nisthilfen mit Schilfhalmen anbieten. Oberirdisch nistende Wildbienen nehmen diese gerne an, sofern sie Lochdurchmesser von 3–9 Millimeter in geschützter sonniger Lage vorfinden. Jede kleine Tat zählt! Weitere Tipps zum bienenfreundlichen Gärtnern finden Sie hier: www.deutschland-summt.de und www.wir-tun-was-fuer-bienen.de

Schnelle Fakten

 

Name

Östliche Zwergwollbiene (Pseudoanthidium nanum, MOSCÁRY, 1879)

Flugzeiten

Juni–August

Lebensraum

trockenwarme Standorte: Magerrasen, Waldränder, Brach- und Ruderalflächen, Feldhecken

Nahrung

spezialisiert auf Korbblütler, besonders Disteln und Flockenblumen

Nistweise

nistet oberirdisch

Kuckucksbienen

Stängel-Düsterbiene (Stelis ornatula, KLUG, 1807)
Punktierte Düsterbiene (Stelis punctulatissima, KIRBY, 1802)

Gefährdung

weitverbreitet; gilt in Deutschland als gefährdet, in mehreren Bundesländern ausgestorben oder vom Aussterben bedroht

   

Literatur

Amiet, Felix & Albert Krebs (2012): Bienen Mitteleuropas - Gattungen, Lebensweise, Beobachtung, Haupt Verlag, Bern

Bellmann, Heiko & Helb, Matthias (2017): Bienen, Wespen, Ameisen; Kosmos Verlag, Stuttgart.

Scheuchl, Erwin & Wolfgang Willner (2016): Taschenlexikon der Wildbienen Mitteleuropas: Alle Arten im Portrait; Quelle & Meyer Verlag GmbH & Co; Wiebelsheim

Westrich, Paul (2019): Die Wildbienen Deutschlands; 2.Aufl., 1.700 Farbfotos; Ulmer-Verlag; Stuttgart

Wiesbauer, H. (2017). Wilde Bienen - Biologie–Lebensraumdynamik von über 470 Wildbienen Mitteleuropas, 2. Auflage, Eugen Ulmer KG, Stuttgart.

Kontakt

Stiftung für Mensch und Umwelt
Dr. Corinna Hölzer & Cornelis Hemmer
Hermannstraße 29, D - 14163 Berlin
Tel.: +49 30 394064-310
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