Wildbiene des Monats November 2023: Die Schmuckbiene (Epeoloides coecutiens,FABRICIUS 1775
Die Schmuckbiene macht ihrem Namen alle Ehre. Sie ist eine wahre Perle der Feuchtgebiete: Wer ein Weibchen dieser Art entdeckt, sieht eine Biene mit blutrotem Hinterteil und schwarzem Hinterleibsende, geschmückt von schneeweißen Haarflecken am gesamten Körper. Hinzu kommen ihre blaugrünen Augen. Die Männchen bleiben Dank ihres gelbroten Hinterleibes und ihrer leuchtend türkisfarbenen Augen besonders im Gedächtnis.
Die Schmuckbiene ist nahezu in ganz Europa verbreitet und noch selbst in den entfernten östlichen Landesteilen Russlands beheimatet. Wir finden die Schmuckbiene vor allem in Feuchtgebieten. In Mooren, an Uferrändern und Auwäldern fühlt sie sich wohl. Die bunte Biene ist auch hierzulande weitverbreitet. Sie fliegt von Mitte Juli bis Ende August. Dabei fällt es uns leichter, die länger fliegenden Weibchen zu entdecken als die kurzlebigen Männchen. Diese Bienenart gilt in Deutschland insgesamt als nicht gefährdet. Dabei ist sie in Baden-Württemberg gefährdet, in Sachsen stark gefährdet und in Sachsen-Anhalt sogar vom Aussterben bedroht (siehe Verbreitungskarte).
Die Schmuckbiene zählt zu den sogenannten „Kuckucksbienen“. Sie geht keinem eigenen Brutgeschäft nach, sondern lässt diese Aufgabe von anderen übernehmen. Die beiden Blumenöl sammelnden Auen- und Wald-Schenkelbienen werden dabei ungewollt zu „Pflegeltern“. Vor allem auf die Auen-Schenkelbiene hat es unsere Wildbiene des Monats abgesehen. In einem günstigen Moment dringt die Schmuckbiene in das fremde Nest ein. Die Gelegenheit bietet sich zum Beispiel, wenn eine der einzeln nistenden weiblichen Schenkelbienen auf dem Sammelflug ist. Im Nest angekommen legt die Schmuckbiene ihre Eier auf das bereits vorhandene Pollenbrot der Brutkammern. Die nichtsahnende Schenkelbiene verschließt zum Ende ihres Nestbaus den Eingang. Unentdeckt entwickeln sich die fremden Schmuckbienen-Sprösslinge in den Brutkammern ihrer Wirte. Einzelheiten ihrer Entwicklung sind der Wissenschaft noch nicht bekannt.
Ihr bevorzugter Lebensraum (Feuchtgebiete) spiegelt sich auch in der Wahl ihrer Nektarquellen: Sie nutzt gern Blut-Weiderich, unterschiedliche Wicken-Arten, Sumpf-Storchschnabel, Teufelsabbiss und Wiesen-Platterbsen, um Energie zu tanken.
Trotz der weiten Verbreitung sind die Bestände der Schmuckbiene in Gefahr. Flussbegradigungen und die häufige Mahd von Ufervegetationen im Sommer setzen der Art zu. Wollen Sie selbst etwas für diese außergewöhnliche Biene tun? Dann pflanzen Sie größere Bestände des Gewöhnlichen Gilbweiderichs (Lysimachia vulgaris) am Rande des Gartenteiches. Mehr Tipps, wie Sie bienenfreundliche Strukturen gestalten finden Sie unter: www.deutschland-summt.de und www.wir-tun-was-fuer-bienen.de
Schnelle Fakten
Name |
Schmuckbiene (Epeoloides coecutiens, FABRICIUS, 1775) |
Flugzeiten |
Juli–August |
Lebensraum |
vor allem Feuchtgebiete: Moore, Uferränder, Hochwasserdämme, Auwälder etc. |
Nahrung |
unspezialisiert, benötigt nur Nektar zur Eigenversorgung; sammelt an Blutweiderich (Lythrum salicaria), Sumpf-Storchschnabel (Geranium palustre), Wicken (Vicia spec.), Teufelsabbiss (Succisa pratensis), Sand-Thymian (Thymus serpyllum) u.v.m. |
Nistweise |
Brutparasit, baut keine eigenen Nester |
Wirte |
Auen-Schenkelbiene (Macropis europaea, Warncke, 1973) Wald-Schenkelbiene (Macropis fulvipes, Fabricius, 1804) |
Gefährdung |
gilt in Deutschland als ungefährdet, ist weitverbreitet; in Baden-Württemberg gefährdet, in Sachsen stark gefährdet, in Sachsen-Anhalt vom Aussterben bedroht, Gefährdung unbekannten Ausmaßes in Thüringen und Hessen |
Besonderheiten |
besonders bunte Erscheinung, strenge Wirtsbindung |
Literatur
Amiet, Felix & Albert Krebs (2012): Bienen Mitteleuropas - Gattungen, Lebensweise, Beobachtung, Haupt Verlag, Bern
Bellmann, Heiko & Helb, Matthias (2017): Bienen, Wespen, Ameisen; Kosmos Verlag, Stuttgart.
Hemmer, Cornelis & Hölzer, Corinna (2017): Wir tun was für Bienen; Wildbienengarten, Insektenhotel und Stadtimkerei; Kosmos Verlag, Stuttgart.
Michener, Charles Duncan (2007): The Bees of the World; Johns Hopkins University Press, Baltimore.
Scheuchl, Erwin & Wolfgang Willner (2016): Taschenlexikon der Wildbienen Mitteleuropas: Alle Arten im Portrait; Quelle & Meyer Verlag GmbH & Co; Wiebelsheim
Westrich, Paul (2019): Die Wildbienen Deutschlands; 2.Aufl., 1.700 Farbfotos; Ulmer-Verlag; Stuttgart
Wiesbauer, H. (2017). Wilde Bienen - Biologie–Lebensraumdynamik von über 470 Wildbienen Mitteleuropas, 2. Auflage, Eugen Ulmer KG, Stuttgart.