Wildbiene

Wildbiene des Monats Juni 2023: Die Filzbindige Seidenbiene (Colletes fodiens, GEOFFROY 1785)

Männchen bei der Nahrungsaufnahme auf Rainfarn (© Roland Günter)

Mit ihren auffälligen breiten Hinterleibs-Endbinden ist die Filzbindige Seidenbiene ein echter Hingucker. Sie ist etwas größer und heller als andere Seidenbienen-Arten, im Feld allerdings schwer von ihren Gattungsschwestern zu unterscheiden.

Vom Mittelmeer bis nach Skandinavien, vom Iran bis nach Nordwestchina: Überall, wo sie geeignete Lebens-räume findet, lässt sich die emsige Biene nieder. Sie ist auch in ganz Deutschland verbreitet.

Nachweiskarte und Gefährdung der Mohn-Mauerbiene

Aufgrund ihrer Lebensraumansprüche finden wir sie mittlerweile jedoch nur noch selten. Die sandliebende Art ist im Norden des Landes häufiger als in Mittel- oder Süddeutschland. Lockere Sandgebiete wie Binnendünen und Flugsandfelder, Sand- und Kiesgruben, Hochwasserdämme oder Ruderalflächen bieten ihr ideale Bedin-gungen, um sich um den Nachwuchs zu kümmern. Ihr wissenschaftlicher Name verrät viel über ihren Nestbau: Die Artbezeichnung „fodiens“ bedeutet so viel wie „grabend“ oder „wühlend“. So gräbt sie also kleine Gänge in offenen, sandigen Bodenstellen. Die darin mündenden unterirdisch gelegenen Brutzellen kleidet die Filzbindige Seidenbiene mit einem körpereigenen Sekret aus, welches an der Luft zu einer seidenpapierähnlichen Schicht aushärtet. Anders als die meisten Wildbienen fertigt sie für ihre Larven kein festes Pollenbrot. Sie legt den Proviant in Form von Flüssignahrung an, bestehend aus einem Nektar-Pollen-Gemisch. Vor dem Verschließen klebt sie das Ei an die Decke der Brutzelle.

Nachweiskarte und Gefährdung der Mohn-Mauerbiene

Den Pollen für den Larvenvorrat sammelt das Weibchen nur an bestimmten Pflanzen. Vor allem Rainfarn hat es ihr angetan. Auch andere Korbblütler wie Schafgarbe, Geruchlose Kamille, Sand-Strohblume und Färber-kamille stehen bei ihr hoch im Kurs. Den Nestbau und die Sammelflüge absolviert unsere Wildbiene des Monats von Anfang Juli bis in den September hinein. Nach getaner Arbeit endet ihre Flugzeit. Ihre Nach-kommen überwintern als Ruhelarve in ihren unterirdischen Kammern und schlüpfen im Folgejahr. Trotz ihrer Seltenheit und der besonderen Ansprüche finden wir auch bei ihr eine Kuckucksbiene, die sich gern die Arbeit der Brutfürsorge abnehmen lässt. Die Gewöhnliche Filzbiene schmuggelt der Seidenbiene ihre Eier unter. Die schlüpfenden Filzbienen-Larven vertilgen daraufhin das Pollenbrot der Seidenbienen-Larven.

Männchen bei der Nahrungsaufnahme auf Rainfarn (© Roland Günter)

Um der Filzbindigen Seidenbiene und vielen anderen Wildbienen und Co. zu helfen, braucht es in erster Linie geeignete Lebensräume – etwa die aus menschlicher Sicht „wertlosen“, ungenutzten Ruderalflächen. Sie bieten vielen Insekten wertvolle Rückzugsräume. Gleichzeitig ist auch die Pflanzenauswahl von großer Bedeutung: Pflanzen Sie Rainfarn oder sammeln Sie dessen Samen im Spätsommer, um ihn an einer sonnigen Stelle auch in Ihrem Garten zum Blühen zu bringen. Weitere Tipps, wie Sie bienenfreundliche Strukturen gestalten, finden Sie unter: www.deutschland-summt.de. Und wenn Sie Lust haben, dann machen Sie gerne beim Deutschland summt!-Pflanzwettbewerb 2023 mit: www.wir-tun-was-fuer-bienen.de

Schnelle Fakten

 

Name

Filzbindige Seidenbiene (Colletes fodiens, GEOFFROY, 1785)

Flugzeiten

Juli–September

Lebensraum

Sandgebiete wie Binnendünen und Flugsandfelder, Sand- und Kiesgruben, Hochwasserdämme, Ruderalflächen

Nahrung

spezialisiert, sammelt an Korbblütlern, Vorliebe für Rainfarn

Nistweise

selbstgegrabene Nester in der Erde, braucht kahle offene Bodenstellen

Parasiten

Gewöhnliche Filzbiene (Epeolus variegatus, LINNAEUS 1758)

Gefährdung

n ganz Deutschland verbreitet, im Norden häufiger, in Thüringen vom Aussterben bedroht, in Sachsen und Bayern stark gefährdet

Besonderheiten

legt flüssigen Pollenvorrat für den Nachwuchs an

Literatur

Amiet, Felix & Albert Krebs (2012): Bienen Mitteleuropas - Gattungen, Lebensweise, Beobachtung, Haupt Verlag, Bern

Bellmann, Heiko & Helb, Matthias (2017): Bienen, Wespen, Ameisen; Kosmos Verlag, Stuttgart.

Hemmer, Cornelis & Hölzer, Corinna (2017): Wir tun was für Bienen; Wildbienengarten, Insektenhotel und Stadtimkerei; Kosmos Verlag, Stuttgart.

Scheuchl, Erwin & Wolfgang Willner (2016): Taschenlexikon der Wildbienen Mitteleuropas: Alle Arten im Portrait; Quelle & Meyer Verlag GmbH & Co; Wiebelsheim

Westrich, Paul (2019): Die Wildbienen Deutschlands; 2.Aufl., 1.700 Farbfotos; Ulmer-Verlag; Stuttgart

Wiesbauer, H. (2017). Wilde Bienen - Biologie–Lebensraumdynamik von über 470 Wildbienen Mitteleuropas, 2. Auflage, Eugen Ulmer KG, Stuttgart.

Kontakt

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Dr. Corinna Hölzer & Cornelis Hemmer
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Tel.: +49 30 394064-310
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