Wildbiene des Monats Juli 2022: Die Punktierte Düsterbiene (Stelis punctulatissima, KIRBY 1802)
Sie schmuggelt ihre nächste Generation ins gemachte Nest. Die Punktierte Düsterbiene ist – wie alle Düsterbienen – eine Kuckucksbiene! Markant ist nicht nur ihr Verhalten, auch ihre hellen Haarbinden auf dem Hinterleib. Die wirken wie blonde Strähnchen auf dem überwiegend dunklen Körper.
Weltweit finden wir über 100 Arten dieser kleinen Bienen. Hierzulande sind zehn Arten bekannt. Zwei Arten davon gelten allerdings als ausgestorben. Die Punktierte Düsterbiene ist die häufigste Art ihrer Gattung in ganz Mitteleuropa. Zumeist fliegt sie einzeln durchs Leben. Sie kommt vor allem dort vor, wo auch ihre Wirtsbienen leben.
Als Kuckucksbiene baut sie keine eigenen Nester. Sie nutzt die Nestbauten von pollensammelnden Bienen, vornehmlich von Wollbienen. Am häufigsten quartiert sie sich bei der weitverbreiteten Garten-Wollbiene ein. Auch die Nester von Felsspalten-Wollbiene und Distel-Wollbiene kommen infrage.
Lauernd wartet die Düsterbiene vor dem Nesteingang ihrer unfreiwilligen Gastgeberin. Sobald diese zu einem Sammelflug aufbricht, macht sie sich ans Werk: Sie legt die Eier in die Brutkammern der Woll-bienen, noch während der Futtervorrat für die Wirtslarve angelegt wird. Die Larve der Punktierten Düsterbiene entwickelt sich schneller als die Wirtslarve. Somit schafft sie es, diese zu töten. Dann verleibt sie sich den Futterproviant ein. Zuletzt spinnt sich die Bienenlarve einen bräunlichen Kokon, in dem sie als Ruhelarve den Winter verbringt.
Die neue Generation der Punktierten Düsterbiene fliegt ab Ende Mai des Folgejahres aus ihrem „Kuckucksnest“. Da sie keinem eigenen Nestbetrieb nachgeht, nutzt sie Wildpflanzen nur zur Selbst-versorgung. Daher besitzen Punktierte Düsterbienen auch keine Sammelhaare am Bauch oder an den Beinen. Wie alle Bienen brauchen sie dennoch Nektar als „Flugbenzin“. Den holen sie sich an einer Vielzahl von Pflanzen. Häufig finden wir sie auf den Blütenköpfen von Korbblütlern. Wiesenschafgarbe, Wiesenflockenblume, Disteln, Habichtskräuter und Herbst-Löwenzahn haben es ihnen besonders angetan. Anfang September neigt sich die Flugsaison der Punktierten Düsterbiene dem Ende zu.
Um Düsterbienen und anderen Kuckucksbienen zu helfen, unterstützen wir am besten ihre Wirtsbienen und deren Lebensräume. Im Fall der Garten-Wollbiene benötigen wir heimische Blütenpflanzen und Wildstauden mit Pflanzenhaaren. Die Haare sind ein prima Material für den Nestbau. Geeignet sind zum Beispiel Woll-Ziest, Herzgespann oder Sand-Strohblumen. Hier finden die Bienen auch lebenswichtigen Nektar. Kleine Trockenmauern, Steinhaufen oder alte Baumstämme an sonnigen Gartennischen sind wahre Wildbienenparadiese.
Weitere Tipps, wie Sie bienenfreundliche Strukturen gestalten, finden Sie unter: www.wir-tun-was-fuer-bienen.de und www.deutschland-summt.de www.wir-tun-was-fuer-bienen.de und www.deutschland-summt.de
Schnelle Fakten
Name |
Punktierte Düsterbiene (Stelis punctulatissima, KIRBY 1802) |
Flugzeiten |
Ende Mai bis Anfang September |
Nahrung |
benötigt Nektar von diversen Futterpflanzen, vor allem Korbblütler |
Nistweise |
nutzt die Nestbauten von pollensammelnden Bienen, vornehmlich von Wollbienen |
Wirtsbienen |
Garten-Wollbiene (Anthidium manicatum, LINNAEUS 1758) |
Gefährdung |
gilt in Deutschland als nicht gefährdet; weitverbreitet und häufig, wo ihre Wirtsbienen vorkommen |
Besonderheiten |
markante helle Haarbinden, beide Geschlechter gut im Feld erkennbar |
Literatur
Amiet, Felix & Albert Krebs (2012): Bienen Mitteleuropas - Gattungen, Lebensweise, Beobachtung, Haupt Verlag, Bern
Bußmann, Michael & Feldmann Reiner (2003): Südwestfälische Nachweise der Sandbiene Andrena cineraria (L., 1758) und ihrer Kuckucksbienen (Gattung Nomada) (Hymenoptera, Apidae) sowie Anmerkungen zur Nistplatz-Ökologie der Art. Abh. Westfäl. Museum Naturkunde 65, Münster.
Hemmer, Cornelis & Corinna Hölzer (2017): Wir tun was für Bienen. Wildbienengarten, Insektenhotel und Stadtimkerei. Kosmos, Stuttgart, 2. Auflage; 128 S.
Scheuchl, Erwin & Wolfgang Willner (2016): Taschenlexikon der Wildbienen Mitteleuropas: Alle Arten im Portrait; Quelle & Meyer Verlag GmbH & Co; Wiebelsheim
Westrich, Paul (2019): Die Wildbienen Deutschlands; 2.Aufl., 1.700 Farbfotos; Ulmer-Verlag; Stuttgart
Wiesbauer, H. (2017). Wilde Bienen - Biologie–Lebensraumdynamik von über 470 Wildbienen Mitteleuropas, 2. Auflage, Eugen Ulmer KG, Stuttgart.