Wildbiene

Wildbiene des Monats Oktober 2024: Helle Erdhummel (Bombus lucorum LINNAEUS, 1761)

Männchen auf Dost (© Albert Krebs / ETH Zürich)

Dieses Multitalent kommt nahezu überall zurecht und fällt sofort ins Auge. Die pelzige, samtschwarze Hummel zeichnet sich durch ihre zitronengelben Streifen aus: In Kopfnähe befindet sich ein zwei Millimeter breiter gelber Streifen, der am Flügelansatz endet und allmählich ausbleicht. Gelegentlich tragen sie gelbe Büschel im Gesicht. Im ersten Drittel ihres Hinterleibs prangt ein blassgelber Streifen, während die letzten beiden Ringe in einem Weiß bis Grauweiß schimmern. Die Königinnen erreichen eine Größe von bis zu 21 Millimetern, während Arbeiterinnen und Drohnen kleiner bleiben.

Nachweiskarte und Gefährdung der Hellen Erdhummel (© SMU)

Die Helle Erdhummel ist in ganz Europa zuhause und häufig anzutreffen. Diese Hummelart fühlt sich in verschiedenen Lebensräumen wohl: an Waldsäumen, in Hecken, auf extensiv genutztem Grünland und an Hochwasserdämmen. Sie liebt zudem Brach- und Ruderalflächen sowie Sand-, Kies- und Lehmgruben. Die Allrounderin lebt dabei in unterschiedlichsten Höhen – angefangen vom flachen Land bis hin zu höheren Lagen der Berge. Dank ihrer dichten Behaarung trotzt sie dabei auch niedrigen Temperaturen.

Die Ersten werden die Letzten sein… Die überwinterten Erdhummel-Königinnen gehören zu den ersten aktiven Wildbienen eines Jahres. Sie sind von März bis in den Oktober hinein unterwegs. In warmen Jahren können wir sie sogar schon im Februar entdecken. Die Staatsregentin eines Hummelvolkes beginnt nach der Überwinterung mit der Suche eines geeigneten Nistplatzes. Sie nistet überwiegend unterirdisch, bevorzugt in verlassenen Kleinsäugernestern oder auch unter Holzböden von Gartenschuppen. In ihrem Hummelstaat leben zwischen 100 und 400 Individuen. Die Mehrzahl der Tiere sind Arbeiterinnen. Ab Juli sehen wir die Jungköniginnen und Drohnen fliegen. Als genügsame Sammlerinnen besuchen die Weibchen eine Vielzahl von Wildpflanzen. Zur Bestäubung verwenden sie, wenn nötig, eine besondere Technik. Dabei beißen sie sich an einer Blüte fest und bringen ihre Muskeln so stark zum Vibrieren, dass sie die Pollen aus der Blüte herausschütteln. Ihre Vorräte lagern die fleißigen Hummeln in kleinen Tönnchen. Diese Tönnchen sind kleine, runde Zellen, die aus Wachs bestehen. Die Pollenladungen setzen sich oft aus zwei bis acht verschiedenen Pollentypen zusammen, was ihr vielseitiges Sammelverhalten unterstreicht.

Weibchen an Riesen-Flockenblume (© Albert Krebs / ETH Zürich)

Bei der Hellen Erdhummel besteht Verwechslungsgefahr mit der Dunklen Erdhummel (Bombus terrestris) und mit zwei weiteren Hummelarten, der Heide-Erdhummel (Bombus cryptarum) und der Großen Erdhummel (Bombus magnus). Diese vier Arten werden zu einem Komplex nah verwandter Arten zusammengefasst. Ihre Merkmale erlauben Fachkundigen jedoch eine Unterscheidung. Als „Gegenspielerin“ der Hellen Erdhummel wird oft die parasitierende Böhmische Kuckuckshummel (Bombus bohemicus) an den Nestern der Hellen Erdhummel gesichtet.

Um Hummeln und andere Wildbienen zu unterstützen, können Sie im eigenen Garten oder auf dem Balkon einiges tun: Heimische Wildpflanzen, die zu unterschiedlichen Zeiten blühen und damit kontinuierlich Nahrung bieten, sind eine wesentliche Grundlage. Recherchieren Sie im Internet nach Staudengärtnereien, die Wildformen von heimischen Pflanzen anbieten.

Böhmische Kuckuckshummel auf Flockenblume (© Ирина Хохрякова/CC BY 4.0)

Wenn Sie etwa zweijährige heimische Insektenmagneten wie den Gewöhnlichen Natternkopf (Echium vulgare), Färberwaid (Isatis tinctoria) oder Roten Fingerhut (Digitalis purpurea) als vorgezogene Topfware noch dieses Jahr in die Erde bringen, blühen diese bereits im kommenden Jahr. Verzichten Sie auf Pestizide und chemische Düngemittel und fördern Sie vielfältiges Grün durch verringertes Mähen und das Anlegen von Wildblumenwiesen. Nun ist die richtige Zeit dafür, denn einige Kaltkeimer wie Storchschnäbel (Geranium spec.) Platterbsen (Lathyrus spec.) und Schlüsselblumen (Primula spec.) profitieren von einer herbstlichen Aussaat. So tragen Sie aktiv zum Schutz und zur Förderung der heimischen Flora und Fauna bei. Tipps, wie Sie insektenfreundliche Strukturen gestalten, finden Sie unter: www.deutschland-summt.de / www.wir-tun-was-fuer-bienen.de

Schnelle Fakten

 

Name

Helle Erdhummel (Bombus lucorum LINNAEUS, 1761)

Flugzeiten

Februar) März bis September/Oktober

Lebensraum

lebt in verschiedenen Lebensräumen

Nahrung

unspezialisiert

Nistweise

nistet unterirdisch; gern in alten Kleinsäugernestern, aber auch in Siedlungsnähe

Kuckucksbienen

Böhmische Kuckuckshummel (Bombus bohemicus SEIDL, 1838)

Gefährdung

gilt in Deutschland als ungefährdet

Besonderheiten breites Nahrungsspektrum und Besiedlung unterschiedlichster Lebensräume; bildet einen Staat mit bis zu 400 Individuen

 

Literatur

Amiet, Felix & Albert Krebs (2012): Bienen Mitteleuropas - Gattungen, Lebensweise, Beobachtung, Haupt Verlag, Bern

Bellmann, Heiko & Helb, Matthias (2017): Bienen, Wespen, Ameisen; Kosmos Verlag, Stuttgart.

Scheuchl, Erwin & Wolfgang Willner (2016): Taschenlexikon der Wildbienen Mitteleuropas: Alle Arten im Portrait; Quelle & Meyer Verlag GmbH & Co; Wiebelsheim

Westrich, Paul (2019): Die Wildbienen Deutschlands; 2.Aufl., 1.700 Farbfotos; Ulmer-Verlag; Stuttgart

Wiesbauer, H. (2017). Wilde Bienen - Biologie–Lebensraumdynamik von über 470 Wildbienen Mitteleuropas, 2. Auflage, Eugen Ulmer KG, Stuttgart.

Kontakt

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Tel.: +49 30 394064-310
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