Wildbiene des Monats Juni 2018: Pracht-Trauerbiene (Melecta luctuosa, SCOPOLI 1770)
Im Juni ist Hochsaison für unsere heimischen Wildbienen. Die dunkle Wildbiene des Monats beendet allerdings zur Zeit der Sommersonnenwende schon ihren Lebenszyklus. Die zu den Echten Bienen (Apidae) gehörenden parasitierende Gattung der Trauerbienen verdankt ihren Namen der überwiegend trist wirkenden schwarzen Behaarung. Die Pracht-Trauerbiene besitzt zudem eine charakteristische schneeweiß-fleckige Körperzeichnung an Hinterleib (Abdomen) und Beinen, was ihr auch den Namen Weißfleckige Trauerbiene einbrachte. Ihr Kopf und Rücken (Thorax) sind teils grau und schwarz gefärbt. Sie passt somit ihrem Äußeren nach nicht in das gewohnte Erscheinungsbild einer Biene. Ihre Körperlänge von 12 – 14mm entspricht in etwa der Größe einer Arbeiterin der Westlichen Honigbiene (Apis mellifera).
Weltweit finden sich etwa 60 Arten der Gattung Melecta, wovon in Deutschland lediglich zwei Wildbienenarten vertreten sind. Neben ihrem Verbreitungsgebiet in Nordafrika findet sich die Wildbienenart von Süd- und Mitteleuropa bis nach Moskau, Nordiran und Teilen der Amurregion. Auch in Deutschland ist sie recht weit verbreitet, dabei aber recht selten. Sie bevorzugt neben Waldsäumen und Hecken auch Steilwände und Abbruchkanten in Sand-, Kies- und Lehmgruben. Auch Hohlwege werden gern besiedelt, da sich hier die Nester ihrer Wirte befinden. Wie auch bei anderen Kuckucksbienen üblich, fliegt unsere Trauerbiene parallel zur Flugzeit ihrer Wirte (April bis Juni/Juli).
Entgegen dem Verhalten anderer Kuckucksbienen verschaff sie sich auch zu bereits verschlossenen Brutzellen, durch das Aufbeißen der Zellwände, Zugang. Nach dem Einbruch erfolgt die Eiablage und das Verschließen der Brutzellen mit körpereigenen Sekreten und Erde. In den annektierten Zellen des Wirtes überwintert die Brut von Melecta luctuosa als voll entwickelte Biene. Opfer dieser Lebensweise sind Pelzbienenarten wie ihr Hauptwirt die Gebänderte Pelzbiene (Anthophora aestivalis) und weitere wie Haarschopf-Pelzbiene (Anthophora crinipes), Schornstein-Pelzbiene (Anthophora plagiata) oder Rotbürstige Pelzbiene (Anthophora retusa). Als Nahrungsgrundlage für ihre Nachkommenschaft dienen die verproviantierten Zellen ihrer Pelzbienenwirte. Zur Eigenversorgung benötigen sie daher lediglich Nektar.
Verwechslungsgefahr besteht mit der ebenso schwarz, weiß und grau gefärbten Wildbienengattung der Fleckenbienen (Thyreus). Diese zur Familie der Megachilidae gehörenden Bienen fliegen jedoch später im Jahr als unsere Pracht-Trauerbiene. Aufgrund ihrer parasitierenden Lebensweise an seltenen Pelzbienenarten wird auch M. luctuosa auf der Roten Liste als gefährdet eingestuft. Die starke Anpassung an die Lebensweise ihrer Wirte zeigt, wie fein abgestimmt und hoch spezialisiert das Zusammenwirken in den natürlichen Lebenszyklen unserer heimischen Wildbienenfauna sein kann.
Literatur
Scheuchl, Erwin, & Willner, Wolfgang (2016): Taschenlexikon der Wildbienen Mitteleuropas: Alle Arten im Porträt; Quelle & Meyer Verlag GmbH & Co; Wiebelsheim
Bellmann, Heiko, & Helb, Matthias (2017): Bienen, Wespen, Ameisen. Kosmos - Naturführer, Nestbau, Brutpflege, Staatenbildung - die besonderen Verhaltensweisen der Hautflügler