Ökosystemleistungen
Die Wortschöpfung Ökosystemdienstleistung setzt sich aus einem natur- und einem sozialwissenschaftlichen Teil zusammen. Dadurch wird bereits der Anspruch deutlich, eine Schnittstelle von verschiedenen Disziplinen innerhalb der Umweltforschung zusammenzuführen. Funktionierende Ökosysteme und deren Wertschöpfung sind für uns Menschen von elementarer Bedeutung. Daher definiert sich der Begriff auch sehr anthropozentrisch als „direkte oder indirekte Beiträge der Ökosysteme zum menschlichen Wohlergehen.“
Diese vier Ökosystem-Typen gibt es
Typ 1
Die Dienstleistungen, die dabei kategorisiert werden, können so naheliegend wie der in Wäldern wachsende Rohstoff Holz, das aus einer Bergquelle austretende Frischwasser oder der fruchtbare Boden als Voraussetzung für die Lebensmittelerzeugung sein. Diese Produktionsfunktion gehört zu den „versorgenden Dienstleistungen“, welche Nahrungsmittel und Rohstoffe einschließen.
Typ 2
Andere Ökosystemdienstleistungen sind ebenso bedeutend, erschließen sich jedoch nicht unmittelbar. So sind Bodenbildung und Primärproduktion von Biomasse Unterstützungsfunktionen und zu den „unterstützenden Dienstleistungen“ zusammengefasst. Dabei werden weitere “Basisleistungen“ wie z.B. der Nährstoffkreislauf einbezogen.
Typ 3
„Regulierende Dienstleistungen“ wie die fortlaufenden Prozesse im Wasserkreislauf, mit der Wasserreinigung oder Überschwemmungsminderung durch die Speicherung von Wasser im Boden und Wurzelwerk, beinhalten eine Regulierungsfunktion. Die Regulierung von Umweltmedien steht hierbei im Fokus.
Typ 4
Etwas schwieriger zu fassen und vom Konzept her umstrittener sind die „kulturellen Dienstleistungen“ mit ästhetischen-, spirituellen-, pädagogischen- und/oder Erholungsfunktionen. Diese zielen auf die Wertschätzung der Menschen für die Natur und die ästhetische Wahrnehmung und Bewertung der Landschaft ab. Etwa spirituelle Erfahrungen und Gefühle von kultureller Identität sind hier gemeint.
So viel Euro sind Naturleistungen wert
Ein Teil der Ökosystemdienstleistungen lässt sich quantifizieren. So ergaben Berechnungen, dass das Artensterben jährlich einen Schaden von drei Billionen Euro verursacht (Quelle: FAZ-Artikel „Das Artensterben kostet drei Billionen Euro“). Immer, wenn eine kostenfreie Dienstleistung wegfällt, muss dafür ein Ersatz hergestellt werden. Ein Beispiel dafür sind die anfallenden Kosten, wenn die Bestäubung durch Insekten ausbleibt. In Sichuan, dem größten Obstanbaugebiet Chinas, müssen menschliche Arbeitskräfte die Bestäubung der Obstbäume übernehmen. Dieser Mehraufwand lässt sich in Form von Arbeitskraft beziffern.
Zeit zum Handeln!
Auch das Artensterben in Deutschland hat große Dimensionen. Die Roten Listen geben detailliert Auskunft. Speziell zu wirbellosen Tieren, und damit auch zu Insekten, hat das Bundesamt für Naturschutz im Frühling 2022 neue Daten veröffentlicht. Eine Kernaussage ist, dass über ein Viertel der Insektenarten in ihrem Bestand gefährdet sind.
Eine Vielzahl an Projekten, die sich mit Ökosystemdienstleistungen befassen, werden vom Bundesamt für Naturschutz gefördert. Hier finden Sie eine Auflistung von Projekten.
Weiterführende Infos
Sehen Sie hier einen Online-Vortrag von Prof. Dr. Josef Settele, Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung, Halle/Saale UFZ, zum Thema „Artensterben, Klimakrise, Pandemie – Herausforderungen für den Erhalt der biologischen Vielfalt“.